Persönlichkeitsentwicklung – Intuition

Intuition wurde vom Lateinischen intuere abgeleitet, dass soviel wie „genau hinsehen“ bedeutet und in ihrem Ursprung mit Anschauung und Betrachtung übersetzt wurde. Später verstand man die Intuition als eingebungsartige, nicht durch Erfahrung oder Überlegung, sondern durch unmittelbares Erfassen des Wesens einer Wirklichkeit gewonnene, der Offenbarung ähnliche Einsicht.

Auch Wikipedia beschreibt die Intuition als Fähigkeit, Einsichten in Sachverhalte, Gesetzmäßigkeiten, Sichtweisen oder die subjektive Stimmigkeit von Entscheidungen zu erlangen, ohne den diskursiven Gebrauch des Verstandes. Wikipedia schreibt weiter, dass der Intellekt nur noch ausführt und bewusst das Ergebnis prüft.

Wenn wir die erste Definition betrachten, sehen wir meiner Meinung nach den Kern von Intuition, die Erfassung des Wesens einer Wirklichkeit und die daraus gewonnene Erkenntnis

Um eine Situation oder Begebenheit in ihrem Wesen zu erfassen, werden zwei Komponenten benötigt – (intellektuelles) Verständnis und Empathie. Wir brauchen sozusagen für unsere Intuition die mentale Fähigkeit zur richtigen Erfassung der Situation und ein emotionales Gespür für dieselbige. 

Nach meiner Erfahrung ist die Ausprägung der Intuition eines Menschen wiederum verknüpft mit seinen Möglichkeiten zur Entwicklung seines inneren Selbst, insbesondere in früher Kindheit. Erwachsene deren Bezugspersonen im Kindesalter die Bedürfnisse des Kindes erkannt und selbigen nachgekommen sind, haben nach meinen Beobachtungen eine höher ausgeprägte Intuition. Sie können ihre Umwelt besser einschätzen und sich in sie hinein fühlen, als Grundlage für die Erlangung eines unbewussten Erkenntnisgewinns. Dieses Gespür eines Individuums für seine Umwelt und seine intuitive Fähigkeit ist in hohem Maße abhängig von einem gut entwickelten innerem Selbst. Dies hängt damit zusammen, dass bei Kindern, die beispielsweise in einem emotional vernachlässigtem Umfeld aufgewachsen sind, eine Normalverschiebung der Realität stattfindet, d.h. sie nehmen die Geschehnisse und das Verhalten ihrer Bezugspersonen als das Normale und können es aufgrund der Abhängigkeit im Kindesalter nicht infrage stellen, auch wenn die moralischen und gesellschaftlichen Normen eine andere Wirklichkeit als adäquat ansehen. Diese Normalverschiebung spiegelt sich dann im Erwachsenenalter in Bindungsverhalten, eingeschränkten Handlungsoptionen und der Schwierigkeit, die gegebene Umwelt richtig einzuschätzen, wider.

Aufgrund dessen besteht die Gefahr, dass die Intuition, die sich im ersten Moment zeigt, durch einen Impuls, den das Verhalten des wiederkehrenden Musters auslöst, überlagert wird und eine Handlung als Folge des Impulses ausgeführt wird. 

Intuition kann auch im Erwachsenenalter verbessert werden, hierfür ist die Entwicklung von Achtsamkeit und dem eigenen Selbstwert essentiell und letztlich die Stärkung des wahren Selbst.

______

Im unsicheren Sein 

Der Fall Christiane G. *

Christiane G. war Geschäftsfrau Anfang Dreißig. Sie hatte ihre eigene Internetfirma innerhalb kürzester Zeit aufgebaut, die bereits erfolgreich ihre ersten Gewinne erzielte.  Christiane G. lebte seit fünf Jahren in einer Partnerschaft. Sie hatten einen gemeinsamen Sohn. Sie war grundsätzlich glücklich in ihrer Partnerschaft, würde diese nur immer wieder belasten, wie sie sagte, da sie häufig Situationen völlig falsch einschätze und immer wieder ins Wanken darüber gerat, wem sie vertrauen könne und wem nicht und oftmals falsch reagiere. Sie würde sogar ihren Partner in Frage stellen, weil sie sich ungerecht behandelt fühlen würde. Manchmal käme ihr das, was sich im Nachhinein als das Richtige herausstellen würde, als erstes in den Sinn. Sie würde dies jedoch oftmals verwerfen und anders reagieren.  Ich fragte Christiane G., ob sie mir eine beispielhafte Situation schildern könne. Sie erzählte die Folgende, die ihr einen Tag zuvor widerfahren war.  Christiane G. arbeitete von zu Hause aus. An diesem Tage hatte sie an ihrem Intstagram Account gefeilt. Christiane G. und ihr Partner hatten vereinbart, dass ihr Partner nach seiner Arbeit den gemeinsamen Sohn, Phillip, vom Kindergarten abholt und nach Hause bringt. Als die beiden nach Hause kamen, fanden sie Christiane G. vor ihrem Computer vor. Sie spürte, wie sie zu mir sagte, dass ihr Partner leicht gestresst nach Hause kam und sie hatte das Gefühl, dass sie aufstehen und ihm entgegenkommen sollte. Allerdings war sie gerade vertieft in ihre Arbeit und sagte anstatt dessen zu ihrem Partner, sie wolle nur kurz etwas fertigmachen. Ihr Partner sagte, Phillip würde noch etwas zu essen brauchen und seine Fußballsachen, es wäre bald Training. Christiane G. sagte zu ihrem Partner, dass Phillips Fussballsachen in der Wäsche seien, er solle sie einfach wieder herausholen und ob er Phillip nicht etwas zu essen machen könne, sie komme dann gleich. Daraufhin reagierte der Partner sehr patzig, wie Christiane G. sagte und er sagte, dass sie den ganzen Tag Zeit gehabt hätte und jetzt solle sie die Dinge für ihren Sohn erledigen und er würde ihn dann zum Fußball bringen. Woraufhin Christiane G. sich unverstanden und angegriffen fühlen würde, wie sie sagte und ihrem Partner vorwerfen würde, dass sie sich um ihren Online Shop und den Haushalt und den Sohn kümmern müsse und nicht den ganzen Tag Zeit habe. Dies würde sich dann hochschaukeln, bis sie in ihrer Denkweise alle Last selbst zu tragen hätte und kein Verständnis und keine Unterstützung für ihre Person von ihrem Partner bekommen würde. Hier stiegen wir in den Coachingprozess ein.  

#Persönlichkeitsentwicklung#Selbstwert#Selbstwirksamkeit#SystemischeStrukturaufstellungen# Glaubenssätze#Achtsamkeit#Bedürfnisse#

* Ich schreibe in meinen Blogbeiträgen Gedanken zu verschiedene Themen und schildere kurz einen zugehörigen Beispielfall. Alle Erzählungen dienen der Veranschaulichung des abstrakten Themas, wie es sich, als eine Möglichkeit, in der Realität zeigt. Jede Beschreibung der Geschichte meiner Klienten entspringt der Wirklichkeit und dennoch sind Namen und Handlung konstruiert, die notwendige Privatsphäre und Diskretion jedes einzelnen zu wahren. Die Hashtags zeigen eine Auswahl der Bereiche des Coachingprozesses auf.