Persönlichkeitsentwicklung – Selbstwirksamkeit

Selbstwirksamkeit ist der Glaube und die innere Überzeugung mit seinen Fähigkeiten, anspruchsvolle Begebenheiten und Herausforderungen des Lebens, aus eigener Kraft zu bewältigen.

Das Theorem der Selbstwirksamkeit ist ein wesentlicher Bestandteil der kognitiven Psychologie.  Der Mensch bildet sich seine subjektive Realität anhand seiner kognitiven Strukturen aus Werten, Grundannahmen, seiner Einstellung, seinen Glaubenssätzen und seinen Erfahrungen. Auf Basis dieser subjektiven Wahrnehmung wird er Vorkommnisse, die ihm widerfahren, beurteilen.  Die Menschen werden nicht durch die Dinge an sich gestört, sondern durch die Anschauung, die sie sich von ihnen machen. (Epiktet)

Zurückzuführen ist der Ansatz der Selbstwirksamkeit auf Albert Bandura, einem der einflussreichsten Psychologen des 20. Jahrhunderts. Anhand seiner Forschungen erkannte er einen Zusammenhang zwischen der Selbstwirksamkeit eines Menschen und seinem Verhalten, seiner Motivation und seinen Emotionen.

Menschen mit einer hohen Selbstwirksamkeit haben eine tiefe Überzeugung in ihre Kompetenzen und Fähigkeiten und damit eine hohe Selbstwirksamkeitserwartung, eine  Herausforderung erfolgreich meistern zu können. Aufgrund dessen sind sie häufig motivierter sich einer Aufgabe zu stellen und diese anzugehen. Sie sind demnach meist leistungsbereiter und gleichermaßen mit einer höheren Frustrationsbereitschaft ausgestattet, auch bei Misserfolgen nicht aufzugeben. Sie sind grundsätzlich daran interessiert zu lernen und ihre Fähigkeiten weiterzuentwickeln. 

Eine niedrige Selbstwirksamkeit bedeutet oft, dass diese Menschen sich nicht im Stande sehen, Herausforderung selbstständig meistern zu können. Sie vermeiden es vielmehr, Herausforderungen anzunehmen und leiden oftmals unter Angstzuständen und Versagensängsten. Menschen mit einer geringen Selbstwirksamkeit lassen sich von Misserfolgen eher entmutigen und empfinden ein Gefühl des Ausgeliefert- Seins. Sie fühlen sich schneller gestresst von anstehenden Aufgaben und neigen dazu sich in eine Opferrolle zu begeben und äussere Umstände für ihre Situation verantwortlich zu machen. Sie zeigen häufig ein höheres Suchtpotential.

Das Konstrukt der Selbstwirksamkeit ist ein entscheidender Faktor, Verhaltensveränderungen und Veränderungsprozesse anzugehen und umzusetzen.

Demzufolge zeigt sich in der Beratungsabsicht innerhalb eines Coachingprozesses auch immer ein Sekundärziel auf einer anderen Ebene, die Selbstwirksamkeit des zu Beratenden gedeihen zu lassen. Primär geht es im Beratungsprozess um das, mit der Klientin oder dem Klienten ausgearbeitete Ziel. Das Sekundärziel soll Ressourcen der Klientin oder des Klienten entdecken, Handlungsmöglichkeiten und Perspektiven erweitern und somit andere Lösungswege offenbaren. Die Fähigkeit zur eigenständigen Lebensbewältigung soll ausgebaut werden und die Entscheidungsfähigkeit der Klientin oder des Klienten gestärkt werden.

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In der Schwäche liegt die Ruhe

Der Fall Andreas K. *

Andreas K. war ein ansehnlicher Mann, hochgewachsen mit eher schlaksiger Figur. Die halblangen braunen Haare hatte er lose zurückgelegt, sodaß sie ihm dann und wann ins Gesicht fielen und er sie mit seinen Fingerspitzen wieder aus seinem Gesicht entfernte. Andreas K. war Ende dreißig. Er wirkte zerstreut und nervös als er zum ersten mal in die Praxis kam, fast aufgebracht und zögerte, sich zu setzen. Mit einer sanften Geste der rechten Hand deutete ich auf einen Stuhl und er folgte der Geste und nahm Platz. Er sagte, seine Frau habe ihn geschickt. Er sagte, sie habe ihm versichert, sie würde sich trennen, wenn er sich nicht beraten ließe. Sie würde ihm vorwerfen, dass er sich ständig aus der Verantwortung nehmen würde und zu viel tränke. Er sagte, dass er den Vorwurf nicht verstehen könnte, aber es würde ihm ständig passieren, dass sich sein Umfeld unfair ihm gegenüber verhalten würde. Ich fragte ihn, ob er mir eine derartige Situation, in der sich sein Umfeld unfair ihm gegenüber verhalten würde beschreiben könne. Andreas K. wählte eine beispielhafte Situation aus dem beruflichen Kontext und beschrieb die selbige wie folgt. Er sagte, er arbeite für die Firma eines Freundes seines Vaters, eine recht beachtliche Firma, in der er die Marketingabteilung leite. Aber wenn die Mitarbeiter sich weiterhin so unfair ihm gegenüber verhalten würden, würde er sowieso bald aufhören, dort zu arbeiten. Er wolle sich einfach nur gut verstehen mit jedermann, aber dies sei oftmals nicht möglich. Erst letztens sei es zum Eklat gekommen, als ein Mitarbeiter ihm in den Rücken gefallen war. Es ging darum, einen Messestand vorzubereiten und es fehlten dem Mitarbeiter noch ein paar Eckdaten, die er auszuarbeiten versprochen hatte, sagte Andreas K. Als er dem Mitarbeiter sagte, dass er noch nicht alles beisammen hätte, sagte der Mitarbeiter, dass die Zeit drängen würde und er sagte, dass dies nun bereits zum wiederholten Male der Fall war, dass Andreas K. seine Arbeit nicht machen würde und er warf ihm entgegen, dass er nur auf diesem Stuhle sitzen würde, weil er gute Beziehungen genießen würde, sagte Andreas K. 

Er war daraufhin krank geworden und war froh, dass seine Frau ihn gut gepflegt hatte, sagte Andreas K.. Nach Abklärung der Freiwilligkeit stiegen wir hier in den Coachingprozess ein.

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* Ich schreibe in meinen Blogbeiträgen Gedanken zu verschiedene Themen und schildere kurz einen zugehörigen Beispielfall. Alle Erzählungen dienen der Veranschaulichung des abstrakten Themas, wie es sich, als eine Möglichkeit, in der Realität zeigt. Jede Beschreibung der Geschichte meiner Klienten entspringt der Wirklichkeit und dennoch sind Namen und Handlung konstruiert, die notwendige Privatsphäre und Diskretion jedes einzelnen zu wahren. Die Hashtags zeigen eine Auswahl der Bereiche des Coachingprozesses auf.