Persönlichkeitscoaching – Konflikt – Zerrissenheit

Der Konflikt als dialektisches Entwicklungsprinzip

Schon früher sahen Philosophen, wie Kant und Hegel die Dialektik als Entwicklungsprinzip und so verstehe ich den Konflikt als eine der spannendsten Möglichkeiten zur persönlichen Entwicklung. 

Der Konflikt und das mit ihm einhergehende Gefühl der Zerrissenheit, der marternden Unwissenheit, was tun, das unablässige Hin und Her Denken, oftmals ohne Ergebnis und die Unsicherheit der Folgen, die mit einer Entscheidung verbunden wären, lassen den Betroffenen nicht zur Ruhe kommen und fühlen sich auslaugend  und frustrierend an.

Äussere Umstände führen zu einer inneren Belastung, wenn sie für den Betroffenen unklar sind und unentwegte Auseinandersetzung fordern.

Dabei ist der Konflikt eine wunderbare Möglichkeit, seine Bedürfnisse zu erkennen und das eigene Sein in diese, für das Selbst wichtige, Richtung zu entwickeln, zu lernen und zu wachsen.

Es hilft, das Prinzip des Konflikt zu verstehen und ihm damit die zermürbende Wirkung zu nehmen. 

Bereits C.G. Jung verstand die Psychoanalyse als ein dialektisches Verfahren. Dialektik in ihrer Definition, ist „eine philosophische Methode, die die Position, von der sie ausgeht (These), durch gegensätzliche Behauptungen (Antithese) infrage stellt und in der Synthese beider Positionen eine Erkenntnis höherer Art zu gewinnen sucht.“ (vgl. Wörterbuch, Oxford Lauguages). Hegels Dialektik basiert zusammengefasst auf der These des Seins, der Antithese des Nichts und der Synthese der absoluten Ganzheit. Seine Erkenntnis war vereinfacht gesprochen, dass die Gegensätzlichkeit auf einem höheren Niveau aufgehoben wird, da das eine ohne das andere nicht existieren kann und beide im Grunde eine Einheit bilden.

Dies ist gedanklich nichts anderes, als es der Konflikt für uns vorsieht. Die vermeintliche Entzweiung möchte Vereinigung und Versöhnung. Der Konflikt ist als eine Art Zwiegespräch zweier innerer Anteile zu verstehen, die sich augenscheinlich uneins sind, aber eigentlich beide für uns Sorge tragen und auf höherer Ebene miteinander versöhnt werden möchten, da sie gemeinsam an einem höheren Ziel arbeiten.

Es gilt demnach herauszufinden, was sich hinter dem vordergründigen Konflikt verbirgt, um das wahre Bedürfnis des inneren Zwiespalts zu erkennen.

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Konflikte können im wesentlichen in Sachkonflikte und Innere Konflikte und Beziehungskonflikte unterteilt werden. Sachkonflikte befinden sich meist auf rationaler Ebene, sind daher nicht so weitreichend und somit leichter zu analysiere und aufzulösen. Innere Konflikte und Beziehungskonflikte gehen wesentlich tiefer. Sie sind meist eine Stufe im persönlichen Entwicklungsprozess.

Da sich Konflikte auf so vielen unterschiedlichen Ebenen zeigen können, möchte ich diesmal mehrere kurze Beispiele aus der Praxis geben *

Konflikte auf Sachebene

Konflikt in Bezug auf Ziele:

Holger S. und Clara S. haben unterschiedliche Vorstellungen von der Zukunft. Sie sind seit 5 Jahren verheiratet, haben ein Kind. Clara S. ist zufrieden mit dem, was sie sich aufgebaut haben, möchte mehr Zeit gemeinsam mit ihrem Partner und ihrem Kind verbringen und verzichtet dafür auf zusätzlichen materiellen Wohlstand. Holger S. möchte beruflich noch erfolgreicher werden, mehr Geld verdienen und würde die schwindende Zeit mit der Familie dafür in Kauf nehmen.

Dieser Zielkonflikt kann gleichermaßen unter Geschäftspartnern und Geschäftspartnerinnen auftreten, wo sich Unterschiede in den beruflichen Wünschen äussern. Susanne H. und Corinna D. haben gemeinsam eine Firma gegründet. Susanne H. möchte die Firma vergrössern und Corinna D. mehr Zeit mit der Familie verbringen.

Konflikt in Bezug auf Werte:

Sarah W. und Christian W. haben unterschiedliche Wertvorstellung in Bezug auf die schulische Bildung für ihre Kinder. Für Christian W. sind gute schulische Leistungen seiner Kinder von enormer Wichtigkeit, Sarah W. sieht die Kinder unter Druck gesetzt und möchte sie dem nicht unterziehen. 

Wertekonflikte können sich ebengleich im beruflichen Kontext zeigen. Andrea M. hat einen sicheren und lukrativen Arbeitsplatz im Angestelltenverhältnis. Sie geht dieser Arbeit seit vielen Jahren nach und möchte sich verändern. Sie will sich in einem gänzlich neuen Bereich selbstständig machen, in dem sie ihre Berufung sieht. 

Innere Konflikte und Beziehungskonflikte

Bsp. Innerer Konflikt

Mariella V. ist im Konflikt, ob sie ihren Mann zu Geschäftsreisen begleiten soll, oder bei den Kindern zu Hause bleiben soll. Dieser Konflikt zeigt sich augenscheinlich auf der Sachebene. Nach genauerer Beleuchtung waren die treibenden Faktoren für den Konflikt Angst und Eifersucht auf der einen Seite. Mariella V. war der Auffassung, wenn sie ihren Mann nicht begleiten würde, würde er sie betrügen. Auf der anderen Seite war der treibende Faktor Schuld. Das Gefühl der Schuld zeigt sich oft in Wertekonflikten, wie hier, wo sich Mariella V. schuldig fühlte, ihre Kinder alleine zu lassen.  

Bsp. Beziehungskonflikt

Nina R. hat ein Problem mit ihrer Kollegin. Die Kollegin ist neu in die Abteilung gekommen und legt, wie Nina R. es beschreibt ein „herrisches Verhalten“ an den Tag. Die Kollegin reißt alles an sich und nimmt jeglichen Raum für sich ein. Der treibende Faktor für diesen Konflikt war das Gefühl der Angst vor dem Verlust von Ansehen, Verantwortung und Wertschätzung für die Person von Nina R.. Die neue Kollegin spiegelte Nina R. in ihrem Verhalten. 

#Persönlichkeitsentwicklung#Konfliktcoaching#Konfliktrefraiming#Konflikt-aufstellung#Arbeiten mit inneren Anteilen

* Ich schreibe in meinen Blogbeiträgen Gedanken zu verschiedene Themen und schildere kurz einen zugehörigen Beispielfall. Alle Erzählungen dienen der Veranschaulichung des abstrakten Themas, wie es sich, als eine Möglichkeit, in der Realität zeigt. Jede Beschreibung der Geschichte meiner Klienten entspringt der Wirklichkeit und dennoch sind Namen und Handlung konstruiert, die notwendige Privatsphäre und Diskretion jedes einzelnen zu wahren. Die Hashtags zeigen eine Auswahl der Bereiche des Coachingprozesses auf.