Persönlichkeitscoaching – Entwicklungscoaching – Systemische Kernprinzipien

Um ein System, wie zum Beispiel eine Familie, eine Partnerschaft oder eine Organisation im Gleichgewicht zu halten und sich das jeweilige System stets in eine positive Richtung entwickeln kann, muss es seinen Systemprinzipien folgen. 

Die drei Kernprinzipien eines Systems sind die Zugehörigkeit, die Achtsamkeit und die Ordnung (vgl. Kambiz Poostchi, Angelika Preston)

Das Prinzip der Zugehörigkeit stellt sicher, dass jeder gesehen und niemand übergangen wird. Jedes Mitglied eines Systems hat das gleiche Recht auf Zugehörigkeit. Bei diesem Prinzip geht es um Identifikation, Würde und Vertrauen, dass jeder, der zu einem System gehört, seinen ihm entsprechenden Platz einnehmen darf und ihm dieser zugestanden wird. Es geht um Wertschätzung und das Gefühl der Einheit im Sinne des Ganzen, unabhängig von kleineren Konflikten auf sozialer Ebene. In einem Familiensystem erhält jedes Familienmitglied seine Zugehörigkeit mit der Geburt. Bei einem Unternehmen erfolgt die Zugehörigkeit über die Einstellung eines jeweiligen Mitarbeiters. Wird einem Systemmitglied sein Recht auf Zugehörigkeit verweigert, so stellt dies eine Systemverletzung dar und es entwickeln sich sogenannte Symptome, die sich beispielsweise im Verhalten eines oder mehrerer Systemmitglieder äussern. In Unternehmen können Symptome z.B. anhand einer erhöhten Fluktuation bezüglich einer bestimmten Position im Unternehmen sichtbar werden.

Eine besondere Herausforderung gilt bei Patchworkfamilien, da es hier besonders schwierig ist die unterschiedlichen Systemebenen zu trennen und zu wahren. So bleibt die Zugehörigkeit eines Kindes zu den Eltern für ein Leben und jedes Kind hat das Recht auf Vater und Mutter. Das Paar, das auseinandergeht, bleibt demzufolge Eltern, sind aber auf Paarebene getrennt. 

Das Prinzip der Achtsamkeit ist das Prinzip des Hinsehens. Hierbei geht es darum, Begebenheiten und Geschehnisse, die sind, nicht zu leugnen und anzuerkennen was ist. Dieses Prinzip stellt sicher, dass das System ein lernendes System bleibt und sich entwickeln kann. Eine offene Kommunikation und Transparenz sind essentiell für eine konstruktive Auseinandersetzung mit den gegebenen Herausforderungen. 

Das Prinzip der Ordnung stellt die systemische Gerechtigkeit sicher. Es geht darum unbedingte systemische Grundstrukturen und Bedürfnisse zu wahren. Eltern müssen beispielsweise im Familiensystem, gleichwohl wie die Leitung in einem Unternehmen,  ihre Aufgabe der Führung übernehmen. Die Würdigung des Alten vor dem Neuen, das Anerkennen von Leistung und der Ausgleich zwischen Geben und Nehmen sind Ordnungsprinzipien deren Einhalten die Ausgewogenheit des Systems sicherstellen.

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Patchwork

Der Fall Valerie W. *

Valerie W. war 12 Jahre alt, als sich ihre Mutter von ihrem Vater scheiden ließ. Der neue Partner und Valerie W.s Mutter lernten sich am Arbeitsplatz der Mutter, einem Frisörgeschäft, das nicht weit entfernt von seiner Firma lag, kennen. Er kam alle vier Wochen und ließ sich von Valerie W.s Mutter die Haare schneiden. Die Abstände seines Erscheinens wurden zunehmend geringer und bald kam er fast täglich, brachte Valerie W.s Mutter einen Kuchen vorbei oder wünschte einfach nur einen guten Tag, bis sie schließlich ein Verhältnis eingingen und sich Valerie W.s Mutter von ihrem Mann scheiden ließ. Valerie W.s Vater war als Installateur in der Firma des neuen Mannes angestellt. Valerie W.s Mutter zog mit ihrer Tochter aus der vier Zimmer Wohnung von Valerie W.s Vater aus und in die Stadtvilla des neuen Partners ein. Dieser lebte dort mit seinen zwei Töchtern, 16 und 18 Jahre alt. Er war seit zwei Jahren geschieden und seine Frau war ins Ausland gegangen. Valerie W. bekam das Gästezimmer und wechselte die Schule, war die Alte zu weit entfernt, nicht mehr in einer adäquaten Gegend und sie sollte die gleiche Schule wie ihre Stiefgeschwister besuchen, war es die Empfindung von Valerie W.s Mutter. Die Mutter fing an, in der Firma ihres neuen Partners zu arbeiten. Sie sollte sich um die besonders lukrativen Kunden kümmern. Die Kinder wurden von der Haushälterin versorgt und mit ausreichend finanziellen Mitteln ausgestattet, sodaß sie in ihrem Alltag weitestgehend unabhängig agieren konnten und von Seiten der Eltern wenig Regulativ befürchten mussten. Valerie W. gewöhnte sich rasch an den erweiterteren Rahmen ihrer finanziellen Möglichkeiten. Sie fand neue Freunde auf ihrer Schule, mit denen sie die freie Zeit verbrachte. Die Treffen mit ihrem leiblichen Vater wurden ihr zunehmend lästig, bis sie sie schließlich ganz einstellte. Das Verhältnis von Valerie W. zu ihren Stiefgeschwistern war nicht allzu gut. Sie wollten weder Zeit mit ihrer neuen Stiefschwester verbringen, noch emotionale Nähe aufbauen, obzwar Valerie W. den Wunsch nach einem geschwisterlichen Verhältnis zu beiden hegte. Die Ältere der beiden Schwestern tat ihre Abneigung offen kund und sagte, dass ihre Stiefmutter nur des Geldes wegen bei ihrem Vater sei. 

Valerie W. kam zu mir, als sie 38 Jahre alt war, zum ersten mal geschieden und bereits in einer neuen Beziehung feststeckte, wie sie sagte, in der sie nicht wusste, wie es weitergehen soll. Indes sagte sie, dass sie das Gefühl habe, niemals ein wirklicher Teil ihrer neuen Familie gewesen zu sein und die Beziehung zu ihrem leiblichen Vater vernachlässigt habe. Hier stiegen wir in den Coachingprozess ein.

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* Ich schreibe in meinen Blogbeiträgen Gedanken zu verschiedene Themen und schildere kurz einen zugehörigen Beispielfall. Alle Erzählungen dienen der Veranschaulichung des abstrakten Themas, wie es sich, als eine Möglichkeit, in der Realität zeigt. Jede Beschreibung der Geschichte meiner Klienten entspringt der Wirklichkeit und dennoch sind Namen und Handlung konstruiert, die notwendige Privatsphäre und Diskretion jedes einzelnen zu wahren. Die Hashtags zeigen eine Auswahl der Bereiche des Coachingprozesses auf.