Beziehungscoaching – Familiencoaching -Kindererziehung – Vorangehen

Einige meiner Klientinnen sind Mütter. Sie sehen sich jeden Tag aufs Neue mit einer Vielzahl von unterschiedlichen Themen des Lebens konfrontiert. Manche sind mit ihrem Familienleben unzufrieden oder es entspricht nicht ihren Vorstellungen. In manchen Fällen leidet die Partnerschaft unter dem familiären Alltag, weil sie zu wenig Raum bekommt oder das Miteinander ist in Ton und Verhalten in unschöne Gefilde abgedriftet. Andere sehen ihre Bedürfnisse zu wenig ausgelebt, fehlen Zeit und Muse innerhalb des fordernden Alltags. Und wieder andere fühlen sich schlichtweg übermannt von dem Gefühl die Kinder entgleiten ihnen und sie kommen nicht mehr an sie heran. 

Kindererziehung und der Alltag innerhalb einer Familie ist eines der herausforderndsten Lebensphasen, die wir durchschreiten und gerade deshalb sollte er aktiv gestaltet und gelebt werden. Ein passives hinnehmen und phlegmatisches hinterherlaufen scheint zunächst mit weniger Anstrengung verbunden zu sein. Allerdings müssen wir uns dementsprechend in ungewollten, ermüdenden und kräftezehrenden Situationen wiederfinden. Auf längere Sicht betrachtet ist ein aktives Sich-Gedanken-Machen und Vorangehen zielführender und lässt Raum für ein liebevolles Miteinander.

Ich bin im Rahmen meines Studiums und meiner Arbeit immer wieder mit  den Grundsätzen von Führung in einem Unternehmen, den verschiedenen Führungsstilen und Führungsprinzipien in Berührung gekommen und auch wenn sich der Vergleich zwischen Unternehmen und Familiensystemen in seiner Vielschichtigkeit selbstverständlich nicht gänzlich übertragen lässt, ist es dennoch in beiden Strukturen unabdingbar, dass die „Führung“ ihre  unerlässliche Aufgabe wahrnimmt zu führen, Werte vorzugeben, wichtige Entscheidungen zu treffen und wesentliche Grundsätze festzulegen. Kinder brauchen starke Eltern, die vorangehen. Ein Übermaß an Freiraum bedeutet für Kinder Unsicherheit. Kinder, die ausser Rand und Band sind, wollen eingefangen werden.

Mit durchdachter Klarheit und liebevoller Stärke voranzugehen, ist ein Paradigma der Kindererziehung. Kinder, die sich innerhalb klarer Strukturen und Grenzen bewegen, können sich auf ihren eigenen Entwicklungsprozess konzentrieren und sich nicht in ständigem Möglichkeitsdenken verlieren. Kinder wollen sich orientieren und mitgehen, um ihre eigene Wege zu finden.

Ein klares und starkes Vorangehen innerhalb der Familie, innerhalb der Erziehung, fordert ein Wissen und eine Vorstellung davon, wie das eigene Familienleben aussehen soll, was sind unerlässliche Werte innerhalb des familiären Miteinanders, wie Gestalte ich den familiären Alltag, damit die wesentlichen Dinge Raum und Zeit finden. Wie verhalte ich mich in Situationen, die jenen Vorstellungen nicht Entsprechen. Wie sehe ich mich als Mutter oder Vater? Was möchte ich meinen Kindern mitgeben? Diese und viele weitere Fragen gilt es, sich zu stellen, denn nur wer konkrete Vorstellungen von sich und seinem Alltag hat, wird diese ebenso ruhig und eindeutig vertreten können und adäquat in herausfordernden Situationen reagieren können.

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Ich hätte nie gedacht, soweit zu kommen 

Der Fall Jana S. *

Jana S. eine liebevolle, zarte Frau Mitte dreißig, verheiratet, 2 Kinder, sechs und neun Jahre alt, beides Mädchen, lebt mit ihrer Familie in einer 4 Zimmer Wohnung in der Stadt. Jana ist Grundschullehrerin. Sie hat die Klassenleitung für eine 3. Klasse bekommen und arbeitet wieder Vollzeit. Ihre beiden Mädchen besuchen eine andere Grundschule und werden mittags gemeinsam im Hort betreut. Sie sind beides gute Schülerinnen. Jana holt ihre Kinder jeden Tag um 15.00 Uhr von der Schule ab und fährt sie nach Hause. Im Auto fragt Jana S. ihre Töchter, wie es in der Schule gewesen sei. Die Mädchen antworten nicht. Sie treten einander mit den Füßen. Jana S. wird laut. Sie sagt, dass die Mädchen aufhören sollen, einander zu treten. Die Mädchen hören nicht auf. Jana S. sagt nichts mehr, richtet ihren Blick starr auf die Strasse. Vor der Wohnung parkt sie den Wagen. Sie steigen aus, Jana S. schließt die Tür zum Wohnhaus auf, die Mädchen stürmen in das Treppenhaus. Jana S. ermahnt die Kinder lautstark, dass sie im Treppenhaus nicht rennen dürfen. Die Mädchen rennen nach oben und warten vor der Wohnungstür. Jana S. öffnet die Tür und sagt den Mädchen, sie sollen sich die Hände waschen und dann jede in ihr Zimmer gehen, bis sie sich zu einer gemeinsamen Aktivität treffen würden. Nach einiger Zeit hört Jana S. gellendes Geschrei aus dem Zimmer der Älteren. Jana S. stürzt  herein und fragt die Mädchen, was passiert sei. Die Mädchen schreien durcheinander. Jana schreit, dass die Mädchen aufhören sollen zu schreien, man würde sein eigenes Wort nicht mehr verstehen. Jana S. sagt zur jüngeren Tochter dass sie in ihrem Zimmer warten solle, sie würde gleich zu ihr kommen. Die jüngere Tochter verlässt das Zimmer auf das Geheiss der Mutter nicht. Jana S. sagt erneut zu ihrer Tochter, dass sie aus dem Zimmer der Älteren gehen solle. Die jüngere Tochter reagiert nicht auf die Worte der Mutter. Jana S. packt ihre Tochter und versucht sie aus dem Zimmer zu ziehen. Die jüngere Tochter wehrt sich. Sie hält sich am Türrahmen fest. Jana S. reißt am Arm ihrer Tochter und schreit, sie solle sofort mitkommen. Sie zieht mit einem heftigen Ruck an der Gliedmaße, sodaß die Tochter vom Türrahmen ablässt und anfängt zu weinen. Jana S. hält inne und lässt ihre Tochter los. Sie sagt, es tue ihr leid. Das Mädchen rennt in ihr Zimmer. 

Diese Szene beschrieb mir Jana S. in unserer ersten Sitzung und sagte, dass sich ähnliche Szenen wiederkehrend ereignen würden. Sie sagte, dass sie nie gedacht hätte, soweit zu kommen. Hier stiegen wir in den Coaching Prozess ein.

#Ziele#Werte#Systemprinzipien#Lebensrollen#Selbstwirsamkeit#Stärken#Ressourcen#

* Ich schreibe in meinen Blogbeiträgen Gedanken zu verschiedene Themen und schildere kurz einen zugehörigen Beispielfall. Alle Erzählungen dienen der Veranschaulichung des abstrakten Themas, wie es sich, als eine Möglichkeit, in der Realität zeigt. Jede Beschreibung der Geschichte meiner Klienten entspringt der Wirklichkeit und dennoch sind Namen und Handlung konstruiert, die notwendige Privatsphäre und Diskretion jedes einzelnen zu wahren. Die Hashtags zeigen eine Auswahl der Bereiche des Coachingprozesses auf.