Beziehungscoaching – Partnerschaft – Untreue

Zweisame Beziehungen und Treue, Begriffe, die scheinbar bedingungslos miteinander verwoben sind, und doch sieht die Wirklichkeit gemeinhin anders aus. In vielen Partnerschaften ist es zu finden, dass Frauen wie Männer sich in einem Seitensprung oder einer Affäre ergehen und vergleichsweise rar sind diejenigen, die es nicht tun.

Hier stellt sich die Frage, warum ist die Umsetzung dieser heeren Vorstellung, mit dem einen Partner verbindlich und ausschließlich zu sein, ein weithin schwieriges Unterfangen, obzwar sich eine große Mehrheit aller Menschen gerade ebendies für ihr Leben wünschen und eine tiefe Sehnsucht nach Geborgenheit, Verlässlichkeit und Angekommen-sein verspüren.

Im Idealfall einer partnerschaftlichen Symbiose treffen zwei Menschen aufeinander, die nicht auf der Suche nach etwas sind, sondern einander gefunden haben. Zwei selbstwirksame Menschen, die sich dafür entscheiden, miteinander ihr Leben in eine gemeinsame Richtung zu gehen.

Die Realität zeigt jedoch, dass in den häufigsten Fällen dem Eingehen in eine Partnerschaft ein oder mehrere Bedürfnisse zugrunde liegen, die diese Beziehung erfüllen soll. Die Idealisierung des Partners und gleichermaßen der Beziehung zu Beginn führen anfangs zu einer Befriedigung des Ersehnten, bis sich die Beziehung allmählich normalisiert und eine alltägliche Plattform bietet, auf der eine gemeinsame Entwicklung der beiden Persönlichkeiten und ein gemeinsames Wachsen möglich ist oder aber die Enttäuschung der sich gezeigten Realität überwiegt, die Enttäuschung darüber, die eigenen Bedürfnisse nicht erfüllt bekommen zu haben. Die eigenen Defizite werden auf den anderen projeziert und die ungestillten Sehnsüchte treten erneut zu Tage und verlangen nach Befriedigung. Diese wird dann in einem Seitensprung oder einer Affaire gesucht oder in einer gänzlich neuen Partnerschaft, sind die Barrieren für eine Trennung ausreichend gering.

Die Untreue, oder der Ausbruch versucht stets einen Mangel auszugleichen, etwas Fehlendes zu kompensieren. Es ist der Versuch von aussen, von einem anderen Partner, das zu bekommen, was sich im Inneren nicht findet, nicht in der Partnerschaft und letztlich nicht in einem selbst.

Das Fehlende kann sich in vielen Gestalten offenbaren, es kann der tiefe Wunsch nach Geborgenheit sein, es kann mangelnde Aufmerksamkeit oder Wertschätzung bedeuten, der Drang nach Anerkennung, es kann das Sehnen nach Gesehen werden sein oder sich in unausgelebten Werten zeigen. All diese Beispiele können zur Untreue führen, da sie unbewusste Hoffnung ist, ein essentielles Bedürfnis zu stillen.

An jedem Tag unseres Lebens haben wir die Wahl, nehmen wir die vermeintlich leichten und schnellen Gelegenheiten, die sich uns bieten und lassen uns über den Schmerz hinwegtäuschen. Dürfen verharren in unserem Leben, unserem Sein, ohne wirklich hinsehen zu müssen oder haben wir Lust an der manchmal kräftezehrenden Arbeit eines Veränderungsprozesses, der uns stetig einen Schritt voranbringt zu einem wahrhaftigen Dasein, das seinem wahren Selbst entspricht und die Fähigkeit besitzt zu geben und zu nehmen.

Wir können Ansprüche an unsere Beziehung haben, welche Werte wir mit unserem Partner leben wollen, aber wir können nicht erwarten, dass es die Aufgabe unseres Partners ist, uns glücklich zu machen und uns zu jeder Zeit alles zu geben, was wir brauchen.

Es ist an uns, unser Selbst zu stärken und eine glückliche Partnerschaft auf Augenhöhe zu leben.


Auf der Suche nach Geborgenheit
Der Fall Marlene S.  *

Marlene S. war eine junge Frau Anfang dreißig, hübsch anzusehen, mit strahlendem Äusseren.

Ihr Umfeld nahm Marlene als lebenslustige, charmante Person war, die ein Leben innehatte, das gemeinhin als beneidenswert galt. Sie lebte in Wohlstand, war beliebt und angesehen. Marlene selbst nahm ihr Dasein anders war.

Sie war seit zwei Jahren mit einem jungen Mann im gleichen Alter verheiratet und fand sich zunehmend unglücklich in der Beziehung wieder. Sie hatte ihren Mann geheiratet, endlich Geborgenheit zu finden, die sie bereits als Kind in ihrer Herkunftsfamilie nicht zu bekommen vermochte und immer auf der Suche danach blieb. Als sie erkennen musste, dass ihre Sehnsucht nach Geborgenheit auch in ihrer Ehe nicht gestillt werden sollte, war ihr der einzig mögliche Ausweg, sich das existentielle Bedürfnis von aussen zu befriedigen. Marlene S. begab sich in eine Affaire, die ihr über den schmerzlichen Mangel hinweghelfen sollte. Sie empfand zunächst ein grenzenloses Hochgefühl, da sie ihr bisheriges Leben, ohne eine Entscheidung treffen zu müssen, beibehalten konnte, sich keine Konflikte und drohende Konsequenzen auftaten und sie auf der anderen Seite etwas dazubekam, ihr etwas gegeben wurde, nach dem sie immerfort auf der Suche gewesen war.

Als Marlene S. an einem nasskalten Wintertag im Dezember zu mir kam, wirkte sie aufgelöst, obzwar sie sich bemühte ihre Fassung und ihr freundliches Wesen nach aussen hin zu wahren. Sie trug einen roten Rollkragenpullover, blaue Jeans, eine braune mit Fell gefütterte Lederjacke und eine mittelgroße, cognac farbene Handtasche. Sie setzte sich auf die Couch, legte ihre Jacke neben sich und sah mich an. Ihr Blick hatte etwas Flehendes in den Augen und eines ihrer übereinander geschlagenen Beine wippte unaufhörlich auf und nieder. Ich wusste bereits aus unserem Vorgespräch am Telefon von ihrer Situation, war mir allerdings über ihr wirkliches Anliegen noch nicht ganz im Klaren. Ich spürte nur, dass mir hier in diesem Moment ein anderer Mensch gegenüber saß, als ich ihn am Telefon wahrgenommen hatte und so schien es mir am Angebrachtesten, sie zu fragen, ob sich seit der Zeit unseres Telefonates etwas verändert hatte. Marlene S. wurde ruhiger, ihre Schultern senkten sich und die Bewegungen ihres Beines ebbten allmählich ab. Sie ließ sich zurück in die Couch fallen und sagte, dass sie gestern ihre Affaire beendet habe. Ihr Blick fiel ins Leere, dann fing sie an zu erzählen. Sie musste es beenden, sagte sie, es habe ihr nicht mehr das gegeben, was es ihr zu Beginn gegeben habe. Es war immer dasselbe, sagte sie. Immer liefen die Affären nach dem gleichen Schema ab. Es war nicht ihre erste Affaire gewesen, sagte Marlene S.. Sie würde sich unverstanden und einsam in ihrer Ehe fühlen, oftmals im Stich gelassen, aber sie würde ihren Mann lieben, auf eine Weise, sagte Marlene S.. Ihre Affairen waren Männer, sagte sie, die sie im Sport oder im Freundeskreis kennenlernte und viel Zeit mit ihnen verbrachte. Aus dieser Freundschaft würde sich dann etwas entwickeln. Sie würde sich wohl und aufgehoben fühlen, sagte Marlene S.. Es sei anfänglich eine schöne Zeit voller Nähe und Geborgenheit, die sie schmerzlich vermisste. Nach einiger Zeit nahmen ihre ausserehelichen Beziehungen ein jähes Ende.  Sie konnte es sich nicht erklären, sagte Marlene S., sah sie ihr Gegenüber ganz plötzlich in einem anderen Licht. Dinge, die sie zuvor nicht wahrgenommen, begannen sie zu stören. Meist Kleinigkeiten, mochte sie buchstäblich seine Nase nicht mehr oder die Art, wie er aß oder sich kleidete. Ab diesem Zeitpunkt wollte sie die Liaison beenden und heraus aus dieser Begebenheit, sie am liebsten ungeschehen machen, geblieben war nur der Wunsch das Heraufbeschworene schnellstmöglich aus ihrem Leben zu schaffen. Es dauerte meist eine Weile, bis die Männer akzeptiert hatten, dass sie unvermittelt auf ein Abstellgleis gestellt wurden und Marlene S. musste arbeiten, bis die Wogen sich beruhigten und nichts mehr verrieten von ihrem Seitensprung.

Danach fand sie sich in ihrer Ehe wieder, anfänglich befreit, sich einer Last entledigt zu haben und sich wieder ihrem alten Leben zuwenden zu können, tauchten bald schon die selben Geschehnisse auf, die sie immer wieder unglücklich in ihrer Ehe zurückließen.

Ihr Ehemann vermochte ihr nicht zu geben, was sie sich von ihm wünschte, sagte Marlene S.. Er versuche alles, in seinen Möglichkeiten stehende, sie glücklich zu machen, nur waren seine Möglichkeiten begrenzt, sagte sie. Er habe nicht die Tiefe und selbst nie wirkliche Liebe erfahren, sagte Marlene S., warum er sie in dieser Hinsicht immer wieder enttäuschen würde. Er denke, sagte sie, finanzielle Sicherheit, Geschenke und schöne Worte würden Geborgenheit und Zuneigung genug bescheren. Und so komme sie immerzu in die selbe Begebenheit, die sie haltlos und rastlos stimmte. Sie wisse nicht, wohin sie gehöre, sagte Marlene S., ob sie gehen oder in ihrer Ehe bleiben solle.

An dieser Stelle stiegen wir in den Coachingprozess ein.

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* Ich schreibe in meinen Blogbeiträgen Gedanken zu verschiedene Themen und schildere kurz einen zugehörigen Beispielfall. Alle Erzählungen dienen der Veranschaulichung des abstrakten Themas, wie es sich, als eine Möglichkeit, in der Realität zeigt. Jede Beschreibung der Geschichte meiner Klienten entspringt der Wirklichkeit und dennoch sind Namen und Handlung konstruiert, die notwendige Privatsphäre und Diskretion jedes einzelnen zu wahren. Die Hashtags zeigen eine Auswahl der Bereiche des Coachingprozesses auf.